- jiddisches Theater
- jịddisches Theater,im 18. und 19. Jahrhundert entstandene ostjüdische Theaterkultur; die Aufführung von Bühnenstücken in jiddischer Sprache wurde 1876 von Abraham Goldfaden, der folkloristischen und aufklärerischen Anregungen verband, in Jassy (Rumänien) begonnen, dann in Städten Russlands und nach 1883 in London, Paris sowie in New York fortgesetzt. Das hier 1918 von Maurice Schwartz (* 1890, ✝ 1960) gegründete Yiddish Art Theatre blieb bis zur Schließung 1950 tonangebend in Amerika, wie in der Sowjetunion das von Aleksandr Granowskij (* 1890, ✝ 1937) und ab 1928 von Salomo Michoëls (* 1890, ✝ 1948) geleitete Moskauer Staatliche Jüdische Theater. Diese professionell betriebenen und an künstlerischen Ansprüchen orientierten jiddischen Theater prägten auch die meisten jiddischen Filme dieser Zeit (rd. 50 Produktionen, besonders in den USA und Polen). Daneben existierten Wanderbühnen, die Unterhaltungsstücke (oft Einakter) in stark improvisatorischer Darbietung zeigten. 1948 wurden in der Sowjetunion jiddische Aufführungen verboten; seit 1967 gibt es Neuanfänge; 1978 wurde in Birobidschan ein festes jiddisches Theater gegründet. Die jiddischen Theater in Warschau und Bukarest konnten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder öffnen, leiden aber an Nachwuchsmangel wie die nordamerikanischen Gruppen; in Lateinamerika (v. a. in Buenos Aires seit 1901) blieben nur amateurhafte Reste. Demgegenüber kam es in Israel besonders nach 1970 vermehrt zu Aufführungen, 1975 mit staatlicher Förderung zur Gründung eines jiddischen Künstlertheaters. 1988 wurde in Tel Aviv ein ständiges jiddisches Theater mit einem Stück von Scholem Alejchem eröffnet, der neben Goldfaden und Jakob Gordin schon früher am meisten zum Repertoire des jiddischen Theaters beigetragen hatte. Mangel an neuen jiddischen Stücken, entsprechendem Schauspielernachwuchs und einem breiten Publikum stellt den Fortbestand des jiddischen Theaters infrage, nachdem es bereits seit den 40er-Jahren kaum noch jiddische Filmproduktionen gibt.
Universal-Lexikon. 2012.